08.02.2024 Einsätze - [AFKDO Traiskirchen]

Lkw kollidiert mit Aspangbahn

Nachdem ein Sattelzug am Donnerstagnachmittag des 08. Februar 2024 in Traiskirchen bei einem unbeschrankten Bahnübergang mit der Aspangbahn zusammengestoßen war, hatten die Hilfs-Mannschaften einiges zu tun.

Kurz vor 15 Uhr wurde die örtlich zuständige Freiwillige Feuerwehr Traiskirchen-Stadt von der Bereichsalarmzentrale Baden mit dem Meldebild Verkehrsunfall-Schienenfahrzeug auf die Trumauerstraße alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass es sich um keine Menschenrettung für die Feuerwehr handelt bzw. dass keine Personen mehr zu befreien waren. Der Unfall ereignete sich auf der L156, bei dem mit Lichtzeichen geregelten Bahnübergang, kurz vor der Ortseinfahrt Traiskirchen. Der Lenker eines ausländischen Planen LKW-Sattelzuges, welcher mit Bauteile für die Fahrzeugindustrie beladen war, kollidierte beim Überqueren des Bahnübergangs mit einer herankommenden ÖBB-Triebwagengarnitur. Dabei wurde der Sattelzug im Bereich des Aufliegers seitlich voll erfasst und in den Straßengraben geschleudert. Der Anprall war so heftig, dass Teile der Ladung sowie des Planen-Aufbau mitgerissen wurden. Dabei sprang das vordere Drehgestell des Zuges aus den Schienen heraus.

20240208 Sattelzug kollidiert mit Aspangbahn bei Traiskirchen Foto: Stefan Schneider BFKDO BADEN

Als die Feuerwehreinsatzkräfte eintrafen waren mehrere Polizeistreifen und Rettungskräfte vor Ort. Glücklicherweise befanden sich nur wenige Personen im Zug, wobei laut Polizeiangaben nur zwei leicht verletzt bzw. zur Abklärung mit den Rettungskräften ins Spital transportiert wurden. Aufgrund der Trümmerteile und Beschädigungen war schnell zu sehen, dass dieser Einsatz länger dauern wird.

Für den entgleisten Personenzug und für die Schäden an der Bahnlinie entsendete die ÖBB ihrerseits den eigenen Hilfszug, als auch Personal und Bautrupps. Die Feuerwehr übernahm in Absprache die Bergung der Ladung und des verunfallten Sattelzuges. Hierfür wurde vom Feuerwehreinsatzleiter HBM Franz Pölleritzer (FF Traiskirchen-Stadt) die FF Möllersdorf zur Unterstützung und das 50to Stützpunktkranfahrzeug der FF Mödling des NÖ Landesfeuerwehrverbandes für die Bergung nachgefordert. Für den anschließenden Abtransport der Ladung und des Sattelzuges kamen auch zwei Privatunternehmen zum Einsatz.

Erhöhtes Gefahrenpotential

Nicht ungefährlich war der Umstand, dass es sich bei der verunfallten LKW-Zugmaschine um ein Fahrzeug mit alternativen LNG-Gas Antrieb handelte. Die englische Abkürzung steht für „Liquified Natural Gas". LNG ist verflüssigtes Erdgas, das tiefkalt(kryogen) ist. Erdgas wird bei atmosphärischem Druck bei einer Temperatur ab ca. -161 °C flüssig - also zu LNG. Beide Tanks an der Sattelzugmaschine wurden bei dem Unfall glücklicherweise nicht beschädigt und hielten dicht. Im Zuge der Aufräum-/Bergearbeiten überprüfte die Feuerwehr auch laufend die Dichtheit der Tanks.

Bergung Ladung

Bevor der Sattelzug mit dem Kranfahrzeug der FF Mödling aus dem Straßengraben gehoben werden konnte, musste dieser zuvor noch entladen werden. Bei der Ladung handelte es sich um spezielle Metall-Transportrahmen/Boxen in denen die Teile für den Fahrzeugbau transportiert werden. Mehrere Ladekräne kamen hier zum Einsatz. Durch die Kollision wurden zwar einige Metallboxen ins Freie geschleudert, jedoch verkeilten sich wiederum andere auf der Ladefläche im schwer beschädigten Auflieger oder bei der Triebwagengarnitur. Mit zusätzlichem Einsatz von Motortrennjäger und einer Seilwinde gelang es den Feuerwehreinsatzkräften diese zu lösen.

Bergung entgleiste Triebwagengarnitur durch ÖBB Hilfszug

Für den entgleisten Zug wurde seitens des ÖBB-Hilfszuges eine spezielle Bergevariante angewendet. Hierfür wird eine eigene Traverse auf die Schienen platziert, auf denen dann hydraulische Schwerlastheber zum Einsatz kommen. Im ersten Schritt musste der Zug vorne mit zwei solcher Hydraulik-Heber (jeweils max. 51-109 Tonnen Hubkraft) angehoben, anschließend das Fahrwerk unterkeilt und dann im zweiten Schritt spezielle Versatzplatten mit den Hydraulik-Hebern auf die Traverse eingebaut werden. Fürs seitliche Verschieben kommen dann auch noch zwei zusätzliche Hydraulikstempel zum Einsatz. So gelang es in mehreren Arbeitsschritten den entgleisten Triebwagen wieder mit dessen Vorderrädern zurück auf die Schienen zu setzen.

Bergung Lkw Sattelkraftfahrzeugzug

Bei der Bergung des Lkw Sattelzuges wurde nach dem Entladen zuerst der Auflieger mit Hilfe dem 50 to Bergekran der Feuerwehr angehoben und mit einer Seilwinde von der Sattelzugmaschine getrennt. Anschließend konnte der Auflieger aus dem Straßengraben gehoben und auf einen bereitgestellten Tieflader eines Abschleppunternehmens, zum weiteren Abtransport, verladen werden. An der Sattelzugmaschine wurden zuvor schon von der Kranmannschaft der FF Mödling an allen 4 LKW-Rädern spezielle Anschlagmittel für eine schonenden Bergung montiert, denn die Zugmaschine war nur leicht beschädigt. Auch diese wurde anschließend, nachdem sie wieder auf der Straße stand, durch das private Abschleppunternehmen abtransportiert.

Die aufwändigen Bergearbeiten konnten erst gegen ca. 23.30 Uhr vor Ort beendet werden. Aufgrund der Schäden an der Aspang-Bahnstrecke musste diese bis zur Wiederherstellung gesperrt bleiben. Ein Schienenersatzverkehr wurde durch die ÖBB eingerichtet.

Bericht und Fotos: Stefan Schneider BFKDO BADEN

FF Traiskirchen-Stadt(FB); FF Möllersdorf(FB); FF Mödling