01.09.2021  News - [BFKDO BADEN] 

Eindrücke und Erlebtes unserer Auslandseinsatzkräfte beim Waldbrandeinsatz in Nord-Mazedonien im August 2021


202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien

Etwas mehr als zwei Wochen ist es nun her, als der bislang längste Einsatz des neu aufgestellten Sonderdienstes des NÖ Landesfeuerwehrverbandes für die Wald- und Flurbrandbekämpfung, beendet wurde. Verehrende Waldbrände gerieten Anfang August 2021 in einigen EU-Ländern außer Kontrolle. Von 5. August bis 15. August standen Feuerwehrmitglieder aus Niederösterreich, Wien und Steiermark in Nord-Mazedonien im Einsatz um Waldbrände zu bekämpfen. Auch einige Mitglieder aus dem Bezirk Baden waren bei diesem Auslandseinsatz mit dabei. Wir konnten einige unserer Einsatzkräfte nach ihrer Rückkehr über ihre Eindrücke und Erlebtes befragen.


Einerseits standen unsere freiwiligen Feuerwehrleute aus dem Bezirk Badenn im Rahmen des Sonderdienstes Wald- und Flurbrandbekämpfung vom Zug Süd des NÖ LFV, insgesamt 4 Mitglieder, FM Noreia Fey Tönnies, BM Marcel Knoll, OFM Marcel Stech und SB Peter Matzkan mit einem MTF der FF Enzesfeld, andererseits für die Unterstützung der Logistik/Transport und Instandhaltungs-Einheit des NÖ Landesfeuerwehrverbandes, insgesamt 5 Mitglieder (C-E/D Fahrer) mit dem WLF-Kran der FF Möllersdorf für den Transport des Wechselladeaufbau Warmwasser und dem Küchenanhänger (NÖLFV). Dieses waren OBI Josef Riesner, SB Philip Tod, HBI Markus Bartlweber, OBM Michael Skala (alle FF Möllersdorf). HBM Mario Jürgen Buchmüller von der FF Traiskirchen-Stadt unterstütze die Kameraden aus Mödling im Führungscontainer (FUCO). Im Auftrag unseres Landesfeuerwehrkommandanten übernahm mehrere Tage lang BR Roland Pachtner die Funktion des Einsatzleiters direkt vor Ort. Er ist Funktionär im NÖ Landesfeuerwehrkommando (Vorsitzender im Arbeits-Ausschuss KHD), Kommandant der Betriebsfeuerwehr Flughafen Wien-Schwechat, sowie Mitglied bei der FF Bad Vöslau.


Alarmierung und Anreise:

Für die ersten abrückenden Kräfte war schon die Anreise eine besondere Herausforderung, denn die Alarmierung vom NÖ Landesführungsstab erfolgte in den späten Abendstunden des 04. August 2021 Bereits wenige Stunden später um 7:00 Uhr am Donnerstag 05. August war das Einsatzbriefing für den Auslandeinsatz im Nö Feuer- und Sicherheitszentrum Tulln angesetzt. Und das war gar nicht so einfach, denn einige unserer Kameraden mussten kurzfristig Umplanen, aufgrund der Sommer-Urlaubszeit Abklärungen mit ihren Arbeitgebern und Familien treffen. Viele von den eingesetzten Feuerwehrleuten nahmen sich extra Urlaub für diesen Hilfseinsatz.

Um 09 Uhr rückte die erste Marsch-Kolonne vom Container-Terminal Tulln Richtung des über 1.200km entfernt gelegenen Ortes, Pehčevo in Nord-Mazedonien ab. Von Österreich ging es über Ungarn und Serbien nach Nord-Mazedonien. Im 3 Stunden Takt erfolgte ein Fahrerwechsel. Nach ca. 24h trafen sie am Folgetag, am Freitag dem 06. August, gegen 07:00 Uhr Früh vor Ort ein und erhielten sofort den Einsatzbefehl. Bereits eine Stunde später wurden unsere Kräfte der Waldbrandeinheit zu ihrer ersten Schadenstelle gebracht.

Aufbau Camp „AUSTRIA":

Auch unsere anderen Einsatzkräfte (OBI Josef Riesner, SB Philip Tod und HBM Mario Buchmüller) konnten sich nach der langen anstrengenden Fahrt nicht ausruhen. Galt es doch das Basiscamp „AUSTRIA" zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Das Camp war eine vollständig autarke „kleine Stadt" auf einem Fußballplatz in Pehčevo mit insgesamt mehr als 460 temporären Einwohnern. Dieses Camp wurde durch den Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband mit vorbereiteten Modulen errichtet und betrieben.

Alle wesentlichen Infrastrukturen wurden aus Niederösterreich mitgenommen und aufgebaut. Das standen eine komplette Versorgungseinheit mit Feldküche, ein Führungsunterstützungscontainer (FUCO) für die Einsatzleitung, Toiletten- und Duschcontainer mit Warmwasser sowie eine mobile Tankstelle zur Verfügung. Des Weiteren wurde die komplette Stromversorgung durch feuerwehreigene Aggregate sichergestellt. Für kleinere Reparaturen gab es ein mobiles Werkstätten-Team vor Ort. Die österreichischen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner waren in Schnelleinsatzzelten untergebracht.

Da Alle mit anpackten, egal in welcher eigentlichen Funktion vor Ort, stand das Camp binnen kürzester Zeit und nahm sofort den Betrieb auf. Da halfen dann unsere Leute auch noch in der Küche aus, um schnellstmöglich eine erste warme Mahlzeit für die Einsatzmannschaft bereitzustellen.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien


Was waren die Aufgaben der Löschmannschaft vor Ort?

Primär war unsere Aufgabe die Dörfer in dem Gebiet zu schützen. Anfangs schien es sehr schwierig, aber innerhalb eines Tages war das Feuer soweit einmal zurückgedrängt, dass keine momentane große Gefahr für die bewohnten Gebiete bestand. In Folge setzte jedoch erneut heftiger Wind ein und es mussten wieder mehrere Einsatzstellen angefahren werden.

"Am Montag sind wir mit einem Helikopter direkt ins Brandgeschehen geflogen, um den Waldbrand aktiv zu bekämpfen. Dort konnten wir einen sehr großen Löscherfolg verbuchen. Aufgrund des rasch drehenden Windes wurden wir und die anderen abgesetzten Kräfte zurückgezogen und wieder mit dem Hubschrauber zur Base of Operation ausgeflogen, um dort erneut Ortschaften zu schützen" - erinnerte sich einer der Enzesfelder Firefighter.

Eine kilometerlange Feuerfront war wie vorhergesehen frontal auf die errichtete Riegelstellung zugerast, welche durch die Einsatzkräfte erfolgreich aufgehalten werden konnte. Imposante Bilder von über 20m hohe Flammen, die auch nach Österreich übermittelt wurden, ließen erahnen um welche enorme Gefahr es sich hier handelte. Die Ortschaft Budinarci konnte durch den Einsatz der österreichischen Kräfte erfolgreich gehalten werden. Wobei die Bewohner des Ortes, sowie lokale und slowenische Einsatzeinheiten an diesem Tag ebenfalls Hand in Hand arbeiteten. Mitte der Woche fand dann der Personalwechsel statt.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien


Der Löscheinsatz
:

Gemeinsam mit Einheiten anderer Feuerwehren standen unsere Leute der Waldbrandbrandbekämpfungseinheit, täglich im Schichtbetrieb, über Stunden im Löscheinsatz. Die extrem heißen Sommertage sorgten noch für zusätzliche körperliche Belastung. Deshalb musste auch immer ausreichend getrunken werden, um nicht zu dehydrieren. In der Regel arbeiten sie in 2er-Trupps. Es wurde immer bis spät in die Nacht gearbeitet. Zusammen mit den slowenischen, den bulgarischen und den örtlichen Einsatzkräften wurde eine Brandschneise geschlagen, die umliegenden Flächen mit Wasser benetzt und so erfolgreich mehrere Bauernhöfe auf etwa 970 Meter Seehöhe vor den Flammen geschützt. In der Nacht musste die Brandbekämpfung im Waldgebiet eingestellt werden, da es einfach zu gefährlich war. Einige Trupps und Beobachtungsposten hielten dann Brandwache. So konnte die Lage ständig überblickt und im Bedarfsfall auch sofort reagiert werden.

Hat es auch gefährliche Situationen für die Einsatzmannschaft gegeben?

Natürlich, so wie bei einigen Einsätzen auch zu Hause. Aber wir haben es ja gelernt und wurden bei unserer Ausbildung dahin geschult, wie wir uns in brenzlichen Situationen verhalten müssen! Bei diesem Einsatz mussten wir des Öfteren den schnellen Rückzug antreten, um von den herankommenden „Feuerwalzen" zu flüchten.

„Das Geräusch was so eine Feuerwalze macht werde ich nie vergessen" - schilderte einer unserer Enzesfelder Feuerwehrleute. Da waren auch schon einige Male Flammen bis zu 20 Meter hoch die um uns brannten.

Welche Aufgaben hatten unsere anderen Feuerwehreinsatzkräfte vor Ort?

Die Kameraden OBI Josef Riesner und SB Philip Tod von der FF Möllersdorf waren bei der Logistik- und Instandhaltungseinheit tätig. Beide standen vom Beginn an im Einsatz und flogen nach 7 Tage zurück nach Hause. Sie wurden dann durch ihre Kameraden HBI Markus Bartlweber und OBM Michael Skala abgelöst, die wiederum bis zum Ende des Einsatzes am 15. August mit dabei waren.

Ihre Aufgaben:

Durch das Vorhandensein eines Autobusführerscheins wurde der Landesfeuerwehrverband auch beim Rücktransport der Mitglieder unterstützt. Besonderes Geschick bewiesen unsere Leute bei diversen Reparaturen. Standen ja nur begrenzt Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung. Da waren dann schon auch mal unsere Improvisationstalente sehr gefragt. Vor allem der enorme Zusammenhalt und Teamgeist aller Kräfte vor Ort wurde in den nachträglichen Gesprächen von unseren Einsatzkräften extra des Öfteren erwähnt. Als die große Feuerfront auf die Ortschaft zuraste und die eigentlichen Löschkräfte noch an anderen Einsatzstellen tätig waren, musste auch Einsatzkräfte vom Base Camp mit ran, um bei der Riegelstellung mitzuhelfen.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien
v.l.n.rechts:  HBI Markus Bartlweber; OBM Michael Skala; SB Philip Tod; OBI Josef Riesner


Im Gespräch mit Einsatzleiter Brandrat Roland Pachtner
:

Brandrat Roland Pachtner wurde am Samstag den 07. August vom Landesführungsstab wegen dem Auslandeinsatz direkt involviert, als es erstmalig galt ein Ablösekontingent mit der Austrian Airline ins Einsatzgebiet zu entsenden, bevor er dann einige Tage später ebenfalls direkt vor Ort in den Einsatz ging. In seiner Funktion als Betriebsfeuerwehrkommandant am Flughafen Wien-Schwechat konnte er bei den organisatorischen Abläufen schon im Vorfeld optimal unterstützen und half dann auch tatkräftig bei der eigentlichen Abwicklung direkt am Flughafen Wien mit.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien

Am 09. August löste er dann den bisherigen Einsatzleiter Landesfeuerwehrrat Josef Huber ab und übernahm dessen Funktion direkt vor Ort im Einsatzgebiet um Pehčevo. Gemeinsam mit Abschnittsbrandinspektor Andreas Herndler FF Krems der die Funktion des Teamleaders von Ehrenlandesfeuerwehrat Richard Feischl übernahm.

Aufgaben des Teamleaders: Haltet die Verbindung zur EU (Civil Protection & Humanitarian Aid-ECHO) und kümmert sich um den Betrieb in der „Base of Operation" (Camp AUSTRIA).

Aufgaben des Einsatzleiters: Eingesetzt als Funktionär des NÖ Landesfeuerwehrverbandes - übernimmt dieser die Agenden des Einsatzleiters für das direkte Einsatzgeschehen vor Ort.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien
v.l.n.rechts:  Brandrat Roland Pachtner (Einsatzleiter) u. Abschnittsbrandinspektor Andreas Herndler (Teamleader)

Gemeinsam mit den lokalen Behörden hatte man sich darauf verständigt, dass die „Base of Operation" - das Camp AUSTRIA - der Feuerwehrkräfte aus Niederösterreich und aus der Steiermark/Wien auf dem Sportplatz in Pehcevo errichten wurde. Von diesem Bereitstellungsraum aus wurden die Einsatzstellen angefahren, die sich in rund 15 bis 30-minütiger Entfernung befanden.

Brandrat Roland Pachtner traf am Montagnachmittag des 09. August 2021 gegen 17 Uhr im Camp ein und wurde im Führungsunterstützungscontainer (FUCO) des NÖ Landesfeuerwehrverbandes in die Lage eingewiesen. Es war genau jener Tag wo nur wenige Stunden zuvor die große Feuerfront Ortschaften bedrohten und die Kräfte noch immer gegen die Flammen ankämpften. Daher ging es dann gleich direkt raus zur ca. 15km entfernten Einsatzstelle. Wobei dann an diesem Tag sogar bis in die späte Nacht hineingearbeitet wurde, bevor unsere Kräfte herausgelöst werden konnten. Denn es musste unbedingt die Verteidigungslinie an einem Weg gehalten werden, um einen Feuerübersprung zu verhindern. Ansonsten wäre erneut eine Ortschaft in Gefahr gewesen. Hier wurde Hand in Hand mit den slowenischen Einsatzkräften gearbeitet, die bereits sehr große Erfahrungen auf dem Gebiet der Waldbrandbekämpfung besitzen, vor allem in solch geografischen Lagen. Weiters berichtet Pachtner, dass gerade auch hier von den slowenischen Feuerwehrleuten viel Input und Erklärungen mit eingebracht wurden und eine Top Zusammenarbeit zwischen den Ländern stattfand. In dieser Nacht stieß dann auch noch eine bulgarische Einheit hinzu, die üblicherweise immer die Brandsicherheitswache in den Nächten übernahm.

Interessant war vor allem, dass die Brände in Nordmazedonien zum größten Teil nur oberflächlich stattfanden und nicht allzu sehr in die Tiefe gingen. Sehr viel mitnehmen für künftige Waldbrände konnte unser Sonderdienst des NÖ LFV Wald- und Flurbrandbekämpfung von den slowenischen Feuerwehrleuten. Die hatten wirkliche Spezialisten mit dabei. Da gab es einige die das Feuer und den Rauch regelrecht lesen konnten. Es war einfach faszinierend ihnen bei der Arbeit zuzusehen schildert Einsatzleiter Roland Pachtner weiter im Gespräch. Die konnten schon Minuten vorher mitteilen, was Minuten später genau passieren wird. Der Vorteil von denen ist halt auch, dass sie einen sehr ähnlichen Bewuchs in ihrem Land haben. Daher konnten sie genau sagen bei welchem Rauch und Flammen man sofort handeln muss. In jener Nacht, beim Halten der Riegelstellung an einem Weg, konnte man auch zusehen wie plötzlich einer der slowenischen Feuerwehrleute aufsprang und 10m mit dem Schlauch in den Wald ging, einige bestimmte Bäume und Flächen einwässerte und keine zwei Minuten später genau dort auch die Flammen auftauchten. Da diese Bäume und Flächen ausreichend zuvor gewässert wurden, konnten die Flammen in diesem Bereich auch gestoppt werden und es kam zu keinen Feuerübersprung. Das wurde auch immer wieder wiederholt, wenn sich der Wind erneut drehte.

Am Mittwochabend des 11.08. wurde dann gegen 22 Uhr das alte Kontingent abgeholt und die neuen Ablösekräfte aus Niederösterreich trafen am Donnerstag gegen ca. 04 Uhr früh im Camp ein. Nachdem es zwischenzeitlich auch etwas geregnet hatte, entspannte sich die Lage weiter. In den folgenden Tagen mussten dann zum Glück nur mehr kleinere Brände bekämpft werde.


Kommunikation vor Ort
:

Unsere Kräfte konnten im Bereich der Einsatzstellen über Digitalfunk im Direktmodus miteinander kommunizieren. Mit den anderen ausländischen Einsatzkräften bestand zwar keine Funkverbindung, jedoch Besprechungen und Absprachen waren Großteils zumindest mündlich auf Englisch möglich. In der Base of Operation konnte die Lageführung im Führungsunterstützungscontainer (FUCO) des Nö Landesfeuerwehrverbandes perfekt abgewickelt werden. Dafür standen Luftaufnahmen und immer wieder aktuelle Bilder von den Einsatzstellen zur Verfügung. Diese konnten sie dann bei ihren laufenden Lagebesprechungen mit einsetzen, so Pachtner.

Es gab aber auch Besprechungen mit dem Zivilschutz, dem Militär und Polizei, dem regionalen Feuerwehrvertreter, den örtlichen Behörden und Politikern, die meistens in den Gemeindeämtern der jeweiligen Orte/Dörfer stattfanden. Dort war jedoch die Kommunikation mit Englisch nicht immer möglich, weil sich diese meistens untereinander nur in einer slawischen Sprache verständigten. Da wir uns mit den Slowenen aber sehr gut auf Englisch verständigen konnten und diese eigentlich immer mit dabei waren, gelang es zumindest mit ihrer Hilfe uns auch mit den Örtlichen zu besprechen.


Unterstützung mit Hubschrauber und Drohnen für Lagebeurteilung
:

Erst zu einem späteren Zeitpunkt gelang es, dass ein Hubschrauber für Erkundungsflüge zur Verfügung stand. So war es dann auch in weiterer Folge möglich eine eigene Drohne vom NÖ Landesfeuerwehrverband mit Wärmebildkamera auf einem Hubschrauber zu montieren, um geeignete Luftaufnahmen erstellen zu können. Im FUCO wurden dann beide Aufnahmen, das Normal- und das Wärmebild, nebeneinander projiziert um zu sehen wo sich Glutnester und noch unentdeckte Feuerstellen befanden. Die steirischen Feuerwehreinsatzkräfte unterstützten auch mit ihrer Drohne und stellten der Einsatzleitung ihre Luftaufnahmen zur Verfügung. Eine Möglichkeit die Brände von der Luft aus auch massiv zu bekämpfen, gab es bei diesem Einsatz leider nicht. Nur ganz vereinzelt fanden Flüge mit Löschbehälter von den nordmazedonischen Kräften statt.


Besondere Leistungen erbrachten die Kraftfahrer der Einsatzfahrzeuge
:

Hut ab vor allem an die Kraftfahrer die mit den größeren Einsatzfahrzeugen im Gelände unterwegs waren, denn manche Wege waren wirklich eine besondere Herausforderung. Aber man konnte auch sehen, die Kraftfahrer wurden von Tag zu Tag immer sicherer und die richtige Verwendung bzw. der Einsatz von Sperren ging ihnen leichter von der Hand. Auch das ist ein Mehrwert den man sich von diesem Einsatz mitnehmen konnte, ist sich Einsatzleiter BR Roland Pachtner sicher. Da haben auch die steirischen Kraftfahrer hervorragende Arbeit geleistet, die mit ihren großen „normalen" Tanklöschfahrzeugen steile Wege bezwangen, wo sich sogar die Unimogs schwertaten.


Die Leute im Hintergrund
:

Es braucht bei solchen Einsätzen nicht nur Kämpfer an der vordersten Front, sondern auch die Leute die im Hintergrund die Arbeiten leisten. So ein Einsatz funktioniert nur wenn die vielen unterschiedlichen Stellen alle einen guten Job machen. Daher benötigte es auch die Versorgungseinheit, die für unsere Einsatzmannschaft immer mit gschmackigen Mahlzeiten aufwarte und bereitstellte. Dafür werden und wurden wir oft auch von den internationalen Kräften beneidet. Diese kamen dann gerne am Abend zu uns ins Camp und wurden einfach mitverköstigt. Oder die Logistiker die zum Beispiel dafür auch sorgten, dass desinfizierte WCs oder funktionierende Duschen mit Warmwasser jederzeit in unserem Camp zur Verfügung standen. Aber auch um mit unserem mitgeführten Tankcontainer die Treibstoffversorgung für die Fahrzeuge und Gerätschaften sicherzustellten. Unsere Mechaniker die alles wieder in Ordnung brachten. Aber auch das Team der Öffentlichkeitsarbeit das hervorragende Arbeit leistete und uns in der Einsatzleitung laufend mit aktuellen Bildern von den einzelnen Einsatzstellen versorgte, sowie dann auch in Folge laufend Berichte in den Sozialen Medien erstellte und den Medien in Österreich beindrückendes Material übermittelte.


Großer Dank und Unterstützung durch die Bevölkerung
:

Die Dankbarkeit und Unterstützung von den Einheimischen in der Region wo wir waren war riesengroß. Sie hatten getan was sie konnten, oft mit schlechtem Englisch boten sie uns Wasser und Essen an, mehr als wir konsumieren konnten. Auch beim Arbeiten haben sie mitgeholfen, Schläuche nachgeben und mit Schanzwerkzeug Bodenfeuer bekämpft. Nach Dienstende wurden wir auch ständig auf gratis Getränke eingeladen. Unsere Einsatzbekleidung war wie eine Freikarte, wenn wir wo hingegangen sind.

Den Besuch einer nordmazedonischen Familie am Vormittag des 13.08.2021 im „Camp Austria", wird Einsatzleiter Brandrat Roland Pachtner auch nicht so schnell vergessen. Als Symbol der Dankbarkeit für den Einsatz der Mannschaft aus Niederösterreich, Steiermark und Wien, überreichte ihm ein kleiner Junge aus der Ortschaft Pehčevo ein kleines Feuerwehrauto. Eigentlich wollte wir es gar nicht annehmen, jedoch bestand sein Vater darauf. Gleich nachdem wir in Österreich zurückgekommen sind habe ich veranlasst, dass den Jungen auch seitens des Landesfeuerwehrkommando als kleine Entschädigung etwas übermittelt wird, so Pachtner im Gespräch, der sichtlich noch immer gerührt war von dem Geschenk des kleinen Buben. Wir haben ja seine Adresse, lächelte Pachtner.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien


Einsatz vor Ort beendet
:

Nach über einer Woche wurde der intensive Waldbrandeinsatz der österreichischen Feuerwehrkräfte in Nordmazedonien beendet. Im Rahmen des morgendlichen Briefings durch Einsatzleiter BR Roland Pachtner und seinem Teamleader ABI Andreas Herndler, wollte dann auch noch der Bürgermeister von Pehcevo Dragan Trencoski ein besonderer Dank ausgesprochen. „Wir waren noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert. Ohne die österreichischen Feuerwehren hätten wir es nicht geschafft. Dank ihrem professionellen Einsatz kamen keine Personen zu schaden und auch alle Gebäude konnten gerettet werden. Wir haben bereits offiziell den Antrag gestellt eine Straße nach Österreich zu benennen," so Bürgermeister Trencoski. Auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Berovo, Zonko Pekevski sprach dem Einsatzkontingent in einer bewegenden Rede seinen Dank aus.

Am Freitagvormittag (13.08.) wurden durch niederösterreichische und Wiener Kräfte noch Kontrollfahrten und kleinere Nachlöscharbeiten durchgeführt. Damit konnte sichergestellt werden, dass der Waldbrand in den Gemeinden Pehcevo und Berovo endgültig gelöscht war.

In Abstimmung mit Vertretern der Europäischen Union und der nordmazedonischen Behörden wurde der Einsatz dann am Nachmittag auch offiziell beendet. In einem gemeinsamen Gespräch wurden die ersten Einsatzerfahrungen besprochen. Sie sprachen den österreichischen Kräften eine höchste Anerkennung für die Leistungen aus. Es konnte wertvolle Einsatzerfahrung gesammelt werden, die nun auf europäischer Ebene in der Weiterentwicklung des europäischen Krisenmechanismus einfließen werden.


Der Abbau des Camp AUSTRIA und die Heimfahrt nach Österreich
:

Bereits am Freitagnachmittag wurde mit den Vorbereitungen für den Rücktransport nach Österreich begonnen. Die Logistikmodule wurden verpackt und zum größten Teil in Containern verladen. Diese Container wurden mit elf Wechselladerfahrzeugen zurück nach Österreich transportiert.

„Trotz der anstrengenden vergangenen Tage lief der Abbau des „Camp Austria" rasch und unkompliziert. Die eingesetzten Kräfte aus den unterschiedlichen Bundesländern arbeiteten ausgezeichnet zusammen. Das ist Teamwork. Aber jetzt freuen sich schon alle auf die Familie Zuhause," fasste der Einsatzleiter Brandrat Roland Pachtner den Abbau zusammen.

In den frühen Samstagmorgenstunden des 14. August starten die Mitglieder der Landesfeuerwehrverbände Wien und Niederösterreich die gemeinsame Heimreise. Nach einer kurzen Nacht wurden die Zelte abgebaut, die restlichen Ausrüstungsgegenstände verladen und die Fahrzeuge besetzt. Per Achse ginge es dann durch Nordmazedonien, Serbien und Ungarn zurück nach Österreich. Dabei wurde eine Strecke von über 1.200 Kilometer zurückgelegt. Für den Transport wurden die 30 Feuerwehrfahrzeuge und Anhänger auf drei Marschblöcke aufgeteilt.

Unterstützt wurde der Transport durch die Regierungen aus Nordmazedonien, Serbien und Ungarn, welche nicht nur an den Grenzen für eine schnelle Durchreise sorgten, sondern auch die Feuerwehrfahrzeuge teilweise eskortierten und von der Maut befreiten.
Als der Konvoi die EU-Außengrenze beim Grenzübergang Horgos - Röszke erreichte, wurde der Transport an einen über vier Kilometer langen Stau vorbeigeschleust, um eine rasche Rückkehr zu ermöglichen. Dabei wurde dem österreichischen Einsatz-Kontingent von den im Stau feststeckenden Verkehrsteilnehmern für die Hilfe im Ausland durch Hupen und Klatschen lautstark gedankt.


Ankunft in Österreich
:

Als die Österreichischen Firefighter am Sonntag dem 15. August 2021 gegen 04 Uhr morgens am Grenzübergang Nickelsdorf wieder auf heimischen Boden zurückkehrten, wurde sie bereits von einem eigenen Begrüßungskomitee erwartet. Auf Ö3 wurden sie schon zuvor angekündigt und mit dem Lied: „I am from Austria" herzlichst von unserem Landesfeuerwehrkommandanten und weiteren Funktionären empfangen. Nach einer kurzen Ansprache, gab es eine kleine Verpflegung.

202108 Auslandseinsatz Waldbrände in Nordmazedonien

Wir alle waren völlig überrascht, was für ein großer Aufwand für uns an einem Sonntagmorgen betrieben worden war. Jeder war froh, wieder unversehrt in der Heimat angekommen zu sein. Somit trennten sich unsere Wege nach 26 Stunden Fahrt nach dem Grenzübertritt und jeder rückte erschöpft wieder in die Feuerwehrhäuser ein. Einige von ihnen mussten jedoch auch noch nach Tulln in das im Nö Feuer- und Sicherheitszentrum, um die mittransportierten Container und zusätzliche Gerätschaften des Landesfeuerwehrverbandes wieder abzuliefern.

Am Schluss waren sich aber alle einig: "Wir würden immer wieder fahren um Menschen in Not zu helfen unter dem Motto - Firefighter Austria, ready to help!"

 


Bericht: Stefan Schneider BFKDO Baden, Reinhard Wafrek FF Enzesfeld und ÖA Einsatz-Team Nordmazedonien des NÖ LFV
Fotos: Freiwillige Feuerwehr Enzesfeld; Freiwillige Feuerwehr Möllersdorf und Matthias Fischer NÖ LFKDO

Fotos und mehr Inforamtionen zu dem Einsatz: noe122.at  Erstbericht BFKDO Baden

zum Bericht der FF Enzesfeld 

Für alle Interessierten, eine Videozusammenfassung vom internationalen Katastrophenhilfseinsatz "Nordmazedonien":

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=2iKVa1lzUPw

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=iG8F70AeB30

Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=lJbxWFjMXf0


Beitrag veröffentlicht am 01. September 2021
Stefan Schneider BFKDO BADEN

Site by EasyInfo