Überhitzte Filteranlage sorgt für stundenlangen Feuerwehreinsatz
Am Vormittag des 30.08.2019 wurde die Freiwillige Feuerwehr Traiskirchen-Stadt zu einen Kleinbrand in einem örtlichen Gewerbebetrieb alarmiert. Es sollte sich dann jedoch zu einen besonders herausforderten Einsatz entwickeln.
Bei der Ankunft der Feuerwehreinsatzkräfte ergaben Messungen mittels Wärmebildkamera eine Erwärmung des Behälters auf 350°C. Vom anwesenden Techniker der Firma wurde der Feuerwehreinsatzleiter informiert, dass bei einer Berührung mit Wasser die beladene Aktivkohle reagiert und Chlorwasserstoffgas freisetzt. Daraufhin wurde der Schadstoffzug der FF Möllersdorf nachalarmiert. Nach deren Ankunft und zwischenzeitlicher weiterer Absprache mit dem firmeneigenen Techniker, sowie der Firmenleitung wurden die Absperrgrenzen definiert und folgende Maßnahmen gesetzt.
Vom Tanklöschfahrzeug Traiskirchen-Stadt wurde eine B-Zubringleitung zur Versorgung zweier C-Löschleitungen (230 l/min) und eine dritte C-Leitung zum Fluten des Zylinders aufgebaut. Vom Rüstlöschfahrzeug Möllersdorf wurden 2 C-Hydroschilder in einem Abstand von 5-10m zum Behälter zwischen dem restlichen Firmengelände und der in ca. 50m Entfernung vorbeilaufenden Landesstraße aufgebaut. Zusätzlich wurden zwei elektrische Hochleistungslüfter für den Fall, dass sich die Windrichtung ändert bzw. zum Schutz der Einsatzkräfte in Stellung gebracht. Die Stromversorgung für diese erfolgte ebenfalls über das Rüstlöschfahrzeug Möllersdorf. Eine Wasserversorgung konnte von einem Hydranten bei der Hauptzufahrt zum Firmengelände sichergestellt werden. In abgelegener Lage, aber dennoch in unmittelbarer Nähe, wurde ein Dekoplatz für die Notdekontamination eventueller verletzter Feuerwehrmänner aufgebaut.
Der anwesende Rettungsdienst (ASB Traiskirchen) positionierte das Rettungsfahrzeug an der Einsatzstelle so, dass ein schneller Abtransport im Notfall gewehrleistet war. Weiters wurde dieser auf dann zu erwartenden Verletzungen hingewiesen. Aufgrund dessen, dass nicht abgeschätzt werden konnte wie heftig die Reaktion ausfallen würde, wurde sicherheitshalber eine Sperre der direkt vorbeiführenden Landesstraße sowie eine Evakuierung der nächstgelegenen Firma durch die Exekutive veranlasst.
Nach Inbetriebnahme der Hydroschilder begaben sich zwei Atemschutzgeräteträger auf die Oberseite des Behälters öffneten mittels Brechwerkzeug die Abdeckungen und befestigten die C-Leitung bei einer der beiden Öffnungen des Behälters so, dass diese ohne Anwesenheit eines Feuerwehrmannes geflutet werden konnten. Während dem Öffnungsvorgang der Abdeckungen war der Abluftventilator noch einige Minuten in Betrieb, um eine Verpuffung der Aktivkohlefilter infolge von Sauerstoffmangel zu verhindern. Danach wurde dieser mittels Notausschalter außer Betrieb genommen und stromlos geschaltet.
Die beim Löschvorgang austretenden Chlorwasserstoffgase, konnten mittels der beiden eingesetzten C-Rohre sofort niedergeschlagen werden. Nach ca. 10 Minuten, wurde der Flutvorgang angehalten und eine erneute Messung des Behälters mittels Wärmebildkamera durchgeführt. Dabei wurde eine Temperatur von 90°C-140°C festgestellt. Daraufhin erfolgte eine weitere 10-minütige Flutung mit Wasser über die zweite Öffnung des Behälters. Anschließend erneutes Abwarten um den Erfolg der Kühlung festzustellen. In dieser Zeit wurde das Löschwasser, welches sich um den Behälter sammelte mittels PH-Messstreifen geprüft und ein neutraler Wert festgestellt. Jedoch bei der Kontroll-Messung mittels Wärmebildkamera, wurde wieder eine Erwärmung des Behälters gemessen.
Nach weiterer Lagebesprechung entschied die Einsatzleitung an die bestehende C-Leitung zum Fluten ein Hydroschild anzuschließen um ein möglichst breites Aufbringen des Löschwassers im Inneren des Behälters zu gewährleisten. Dieses wurde anschließend unter denselben Sicherheitsvorgerungen wie beim ersten Löschversuch in Stellung gebracht. Das Hydroschild konnte aber aufgrund des Wasserdrucks nicht derartig gesichert werden, sodass zwei Feuerwehrmänner unter ständiger Benetzung der beiden C-Strahlrohre dieses halten mussten. Dieser Löschvorgang wurde für ca. 10 Minuten durchgeführt. Um eine Reserve an Atemschutzgeräteträger an der Einsatzstelle vor Ort zu gewährleisten, forderte die Einsatzleitung über die Bezirksalarmzentrale Baden auch noch die FF Wienerdorf an. Nach Beendigung des Löschvorganges wurden beide Atemschutzträger sofort beim Behälter und ein zweites Mal beim vorgesehenen Dekoplatz mit einem C-Rohr dekontaminiert, sowie die gesamte Ausrüstung in Säcke verschlossen und die Mannschaft zum Duschen ins Feuerwehrhaus Möllersdorf gebracht.
Es erfolgte eine weitere Messung mittels Wärmebildkamera und PH-Messstreifen. Die Messung der Wärmebildkamera ergab 30°C und die des Messstreifens PH-Neutral. Bei dieser Messung wurde festgestellt, dass beim letzten Löschvorgang ein auf der Hinterseite befestigtes Abluftrohr aus dem Behälter herausgerissen wurde. Nach weiteren 15 Minuten wurde abermals mittels Wärmebildkamera kontrolliert und eine erneute Erwärmung des Behälters auf Außen auf 50°C bzw. im Innern 90°C gemessen.
Nach einer weiteren Lagebesprechung entschied man nun einen Feuerwehrmann unter Atemschutz und Chemikalienschutzanzug (Schutzstufe 2) auszurüsten. Dieser soll mittels C-Hohlstrahlrohr, unter Zumischung von 0,5% Bioversal, jeweils fünf Minuten durch jede der beiden Öffnungen des Behälters einen Löschangriff durchführen. Dabei wurde er von zwei C-Hohlstrahlrohren wie bereits beschrieben benetzt.
Nun erzielte man den gewünschten Erfolg - eine abschließende Messung mittels Wärmebildkamera ergab einen Durchschnittswert von ca. 30°C. Mit dem Firmen Mitarbeiter wurde vereinbart, dass dieser die ganze Nacht vor Ort bleibt und mit dessen firmeneigenen Wärmebildkamera regelmäßige Messungen durchführt und diese protokolliert. Sollte eine Erwärmung auf 150° C festgestellt werden, soll sofort die Feuerwehr erneut alarmiert werden. Der Feuerwehreinsatz endete nach Reinigung der Gerätschaften bzw. Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft um 19:30 Uhr. Die hochsommerlichen Temperaturen verlangten unseren freiwillgen Einsatzkräften zusätzlich körperlich alles ab.
Bericht: Kdt. Oliver Stocker FF Traiskirchen-Stadt und Stefan Schneider
Fotos: © Stefan Schneider
FF Traiskirchen-Stadt, FF Möllersdorf, FF Wienersdorf
Beitrag erstellt am 31. August 2019
Stefan Schneider