Felsblock droht auf die Geleise der Triestingtal Bahnstrecke zu stürzen - Kontrollierte Sprengung durch Feuerwehr-Spezialeinheit!

Einen nicht alltäglichen Einsatz hatten mehrere Feuerwehren und Einsatzkräfte über 1,5 Tage abzuarbeiten.

Die geologische Lagebeurteilung ergab, dass sich der Boden des steilen Abhangs - vermutlich infolge der starken Regenfälle der vergangenen Tage - aufgeweicht und abgesenkt hatte. Dadurch drohten ein massiver Felsbrocken sowie Teile des Hangs abzurutschen. Nach einer gemeinsamen Evaluierung der Lage war rasch klar, dass eine konventionelle Entfernung der abrutschenden Felsnase nicht möglich war. Als einzig mögliche Maßnahme wurde eine kontrollierte Sprengung des gefährdeten Gesteins veranlasst. Daher wurde auch der Abschnittsfeuerwehrkommandant und Mitglied des Sprengdienstes der NÖ Landesfeuerwehrverbandes, Brandrat DI Rudolf Hafellner hinzugezogen.

Gemeinsam beschlossen die Verantwortlichen der ÖBB, der Stadtgemeinde Berndorf, der Marktgemeinde Pottenstein und dem hinzugezogenen Sprengdienst, dass aufgrund der akuten Abrutschgefahr vor allem eine Gefährdung für die darunter führende Triestingtal-Bahnstrecke, als auch des Radwegs bestand und eine kontrollierte Sprengung zur Zerkleinerung des Felsens notwendig war. Noch am Abend wurden alle notwendigen Vorbereitungen getroffen und die behördlichen Genehmigungen eingeholt.

Zur Sicherung der Bahnstrecke musste daher sowohl für den Fall eines plötzlichen Abbrechens, als auch für die bevorstehende Sprengung, ein rund acht Meter langer Schutzwall auf Pölzmaterial errichtet werden. Die FF Berndorf-Stadt wurde von einer Baufirma der ÖBB mit notwendigem Material versorgt, ein örtlicher Baumeister zur fachlichen Unterstützung hinzugezogen. Feuerwehr-Einsatzleiter, OBI Peter Schiffner ließ auch von der FF St.Veit a.d. Triesting (Gemeinde Berndorf) einige Bau- und Zimmerei versierte Mitglieder alarmieren.

Am betroffenen Wald-/Radweg selbst galt es, aufgrund der weiteren Witterungsprognose, den Spalt und den abgesenkten Felsbrocken gegen weiteren Regenwassereintritt zu sichern. Durch die Mitarbeiter des Bauhofs der Marktgemeinde Pottenstein wurden Sandsäcke zur Regen Sicherung des Spalts und Folie zur Abdeckung des Felsens geliefert, als auch vom „Zimmermanngelände" das Bauholz zur nur wenige 100 m entfernten Einsatzstelle gebracht.

Gemeinsam gelang es noch am Donnerstag (11.09.) bis ca. 21:00 Uhr folgendes zur organisieren und fertigzustellen:

-) den 8m langen Wall fertigzustellen,
-) die abbrechende Felsnase gegen Wassereintritt zu schützen,
-) die Sprenggenehmigung durch das NÖLFV einzuholen
-) die Sprengplanung zu beginnen und zu koordinieren
-) 60 Strohballen (Kleinformat) für den Folgetag 07:00 Uhr beim Bahnhof Berndorf Fabrik
-) ÖBB 2-Wege Bagger mit Muldenwaggon Bereitstellung beim Bahnhof Berndorf Fabrik ab 07:00 Uhr
-) Einsatzmannschaften für den Freitag ab 06:00 Uhr aufzustellen

Bereits in den frühen Morgenstunden des Folgetages am Freitag (12.09.2025) begann die Arbeiten mit der örtlichen Feuerwehr Berndorf-Stadt, Gemeindemitarbeiter von Berndorf, dem Sprengdienst ZUG-Süd der Feuerwehr des NÖ Landesfeuerwehrverbandes, sowie Mitarbeiter der ÖBB.

Anmerkung: Sprengdienst ZUG-SÜD ist eine der Sonderdienst Einheiten des NÖ Landesfeuerwehrverbandes im jeweiligen Landesviertel (besteht aus speziell fachlich ausgebildeten und geschulten Mitgliedern aus mehreren Feuerwehren landesweit) und kommt bei Gefahr in Verzug zum Einsatz. 

Nach einer kurzen Lageeinweisung traf sich die KDOF und Tank 2 Besatzung (FF Berndorf-Stadt) mit dem Sprengdienst vor Ort an der Einsatzstelle, während eine zweite Mannschaft sich mit Mitarbeitern des Bauhofs Berndorf, einer Baurotte der ÖBB, der Firma Swietelsky (Bagger + Waggon) und einem Landwirt aus Kaumberg am Bahnhof Berndorf-Fabrik traf. Dort wurde parallel zum laufenden Bahnbetrieb, der Arbeitszug zusammengestellt und der bereitgestellte Waggon mit 60 Strohballen beladen.

Diese wurden nach dem schienengebundenen Verlegen zur Einsatzstelle als Anpralldämpfer auf dem Schutzwall sowie vor den Schienen verteilt. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Kabelanlagen der ÖBB gelegt, um deren Ausfallrisiko so gering wie möglich zu halten.

Parallel dazu liefen die äußerst komplexen Vorbereitungsarbeiten für die Sprengung. Durch den Leiter des Sprengdienstzuges wurden 22 Bohrlöcher vorgegeben, die es mit Tiefen zwischen etwa 1 m und 1,7 m vorzubereiten galt. Aufgrund der Gefahr eines Abrutschens, mussten die Bohrmannschaften ständig unter Seilsicherung ihre Arbeit verrichten.

Erst kurz vor 12 Uhr konnten die Vorbereitungsmaßnahmen abgeschlossen werden um mit dem Befüllen der Sprenglöcher begonnen werden. Dabei wurden die Bohrlöcher sorgfältig mit individuell angepassten Einzelladungen befüllt und anschließend verfüllt. Die Verbindungen der einzelnen Sprengladungen hergestellt und die erforderlichen Messungen durchgeführt. Zur Minimierung des Streubereiches wurden noch Schutzmatten und Sandsäcke direkt am Felsen/Felsspalt verlegt.

Kurz vor 13 Uhr wurde der Sicherheitsbereich der Sprengstelle eingerichtet und mit zusätzlichen Absperrposten gesichert, sowie angrenzende Gebäudebesitzer vorsorglich gewarnt.

Der Sprengmeister gab die Warnsignale, bevor per Knopfdruck die Zündung auslöst wurde. Ein dumpfer Knall, eine Staubwolke - und der bedrohliche Felsbrocken war erfolgreich zerlegt.

„Die Sprengung verlief exakt nach Plan", zeigte sich Abschnittskommandant Hafellner zufrieden, der den Feuerwehr-Einsatzleiter Hauptbrandinspektor Peter Schiffner von der FF Berndorf-Stadt während des gesamten Einsatzes unterstützte.

Nach dem Abklingen der Staubwolke und Freigabe der Gefahrenstelle durch den Sprengmeister des Sprengdienst ZUG-SÜD, begann die Räumung des gesprengten Materials. Unzählige, stark zerkleinerte Felsblöcke wurden durch die errichtete Pölzwand (Schutzwall) erfolgreich vom Gleiskörper abgehalten werden. Damit konnte das Schutzziel äußerst erfolgreich erreicht werden.

Ein bereitgestellter Schienenbagger der ÖBB entfernte das Geröll hinter dem Schutzwall und half beim Entfernen eines gelösten Wurzelstocks im Steilhang. Gesicherte Feuerwehrkräfte beseitigten noch loses Gestein am Hang.

Gemeinsam mit den Mitarbeitern der ÖBB und dem Bauhof Pottenstein wurde der Schutzwall durch die FF Berndorf-Stadt abgebaut, die Strohballen wieder verladen und der Hangbereich gesäubert.

Nach Abschluss aller Sicherungs- und Räumarbeiten konnte die Triestingtal-Bahnstrecke, am Freitag (11.09.) um 16 Uhr, wieder für den Verkehr freigegeben werden.

"Durch das perfekte Zusammenspiel aller beteiligten Feuerwehrkräfte, der ÖBB, der zwei Gemeinden und den Firmen konnte ein sicherer Fahrbetrieb auf der Triestingtalbahn möglichst rasch wieder hergestellt werden"

Insgesamt waren 35 Feuerwehreinsatzkräfte (inkl. Sprengdienst ZUG-SÜD NÖLFV) und ca. 25 Personen von den Gemeinden/Behörde/ÖBB/Stadtpolizei/Fachfirmen/Landwirt an den zwei Tagen im Einsatz.

Gesamteinsatzleiter: ÖBB
Einsatzleiter Feuerwehr: OBI Peter Schiffner (FF Berndorf-Stadt)

Eingesetzte Kräfte:
FF Berndorf Stadt
FF St.Veit a.d. Triesting
Sprengdienst ZUG-SÜD des Sprengdienst NÖLFV
AFKDO Pottenstein
BFKDO Baden
Stadtgemeinde Berndorf
Marktgemeinde Pottenstein
Stadtpolizei Berndorf
Mitarbeiter der ÖBB
Pongratz Bau GmbH
Netz NÖ
Landwirtschaft Schmatz, Kaumberg

Bericht/Quellen: OLM Florian Stadler FF Berndorf-Stadt; ASB ÖA Markus Hackl AFK Pottenstein und BSB ÖA Stefan Schneider BFKDO BADEN
Fotos: Florian Stadler, Peter Schiffner, Dominik Schönthaler und Stephan Hoppel (FF Berndorf-Stadt), Markus Hackl (AFKDO Pottenstein), Ingo Denginger (Sprengdienstzug SÜD), Stefan Schneider (BFKDO BADEN)